Zornröschen by Liv Jansen

Zornröschen by Liv Jansen

Autor:Liv Jansen [Jansen, Liv]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2015-08-09T16:00:00+00:00


KAPITEL 15

Ich habe im Lexikon geblättert“, erklärte Gerti, die vor Stolz fast platzte. „Ich weiß jetzt wieder, was eine Legislaturperiode ist. Und wo Hämorrhoiden sitzen. Otto hatte welche. Es war schlimm. Er …“

„Also, Gerti, so genau wollen wir das gar nicht wissen“, sagte Charlotte. „Aber es ist toll, dass du dich weiterbildest.“ „Gott hab ihn selig, deinen Otto“, sagte Magdalena pflicht bewusst.

„Der Beelzebub soll ihn holen“, sagte Gerti. Dann erklärte sie ausführlich, was das war, und wieder nickte Charlotte anerkennend, auch wenn sie gleichzeitig hoffte, dass das jetzt nicht bis in alle Ewigkeit so weiterging. Aber schön, dass Gerti wieder Freude an Wörtern und ihrer Bedeutung fand.

„Merkt ihr, dass ich auch anders spreche? Ich übe das jetzt immer.“

„Toll“, sagten alle, und nun fiel es wirklich auf.

„Die Quintessenz ist, dass ich nun wieder regelmäßig zur Arbeit gehe.“

„Das heißt, du hast den Job?“ Charlotte stand auf.

„Na klar“, sagte Anne. „Was denn sonst? Die wollen die Firma weiter ausbauen und auch eine richtige Marketingabteilung gründen. Auf die Idee sind sie gekommen, nachdem dieser Großkunde angefragt hatte. Sie haben quasi den Auftrag angenommen, bevor sie jemanden hatten, der das kann. Ich habe jetzt die Leitung und zwei Mitarbeiter.“

„Wie viel verdienst du?“, wollte Charlotte wissen.

„Darüber spricht man nicht.“

Walter lachte auf. „Ich glaub auch, dass es losgeht. Wir ziehen hier alle an einem Strang. Also los.“

„Ihr müsst raten“, sagte Anne, und letztendlich kam heraus, dass es über 7 000 Euro im Monat waren. Anne kollabierte beinahe vor Stolz. „Das ist der helle Wahnsinn“, sagte sie immer wieder. „So viel hatte ich beim Berger nicht, obwohl ich da noch mehr Mitarbeiter unter mir hatte. Ich habe hart verhandelt, so hart war ich noch nie. Ich habe deinen Alex ganz schön alt aussehen lassen. Der hat jetzt einen Heidenrespekt vor mir!“

Charlotte fegte einige Unterlagen vom Tisch. „Hart verhandelt? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst wie ein graues Mäuschen sein? Klein und unscheinbar. Unterwürfig. Unauffällig. Aber nein, du rennst da rein und machst einen auf dicke Hose und tust so, als hättest du die Mega-Ahnung.“

„Charlotte!“, rief Gerti. „Nicht doch. Nicht doch.“

„Ist doch wahr!“ Charlotte bebte vor Zorn.

„Warte mal.“ Lumpi hob beschwichtigend die Hände. „Es ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn Anne so rüberkommt. Sonst wäre sie eventuell gar nicht eingestellt worden. Und ganz ehrlich, als ich noch bei der Steuerprüfung war, hab ich immer mehr auf die Azubis achten müssen, die trottelig und tumb rumgelaufen sind. Eine ist immer gegen den Drucker gerannt, weil sie nie geradeaus geguckt hat. Die mit was im Kopf hab ich machen lassen, um die musste ich mich nicht groß kümmern. Anne hat ja was vor dort in der Firma von Herrn Fürst, und da ist es besser, sie gibt nicht die dumme Nuss.“

Charlotte wurde innerhalb von einer Sekunde so rot wie eine Dosentomate. „DAS IST MEINE FIRMA! DAMIT DAS MAL KLAR IST, LUMPI! MEINE FIRMA! JA?“ Und dann fing sie an zu heulen und raste nach draußen.

„Ach, Lumpi.“ Walter schüttelte den Kopf. „Da hast du in ein Wespennest gestochen. Ist doch klar, dass sie so reagiert.



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